Anna Burghard arbeitet bereits seit zwei Jahren als Ehrenamtliche im Weltladen Idstein.
Wir von 23Grad haben sie getroffen und mit ihr darüber gesprochen, was für sie das Besondere an dem Konzept eines Weltladen ist und welche Aufgaben sie dort übernimmt.
Von Sina Hummel
Was ist für Dich das Besondere an dem Konzept des Weltladens?
Anna Burghard: Das Schöne ist, dass du weißt, wenn du hier einkaufst, dass du etwas Gutes tust. Das ist wie, wenn man “Bio” einkauft – oder unverpackt. Du nutzt deinen Konsum, um etwas Gutes zu tun. Alles geht ja nicht: unverpackt und bio und fair – aber, hier weißt du, dass die Menschen, die etwas produziert haben und unter normalen Umständen unterbezahlt werden, auf jeden Fall einen fairen Lohn bekommen. Das ist das, was das Konzept hier ausmacht.
Wie oft arbeitest Du im Weltladen?
Anna Burghard: Ich arbeite jeden Samstag für zwei Stunden hier. Bei der Hochschule Fresenius ist der Stundenplan jede Woche anders. Deswegen war es für mich wichtig, dass ich samstags arbeiten kann. Was zum Glück auch geklappt hat.
Was sind Deine Aufgaben im Weltladen?
Anna Burghard: Wenn ich samstags hier bin, bin ich primär dafür verantwortlich, die angelieferten Produkte auszupacken, auszupreisen und ins Regal zu stellen. Natürlich auch die Bedienung der Kasse. Und was jetzt neu dazugekommen ist, ist der Instagram-Account. Da mache ich dann ein paar Bilder und bearbeite sie.
Welche Produkte bietet ihr an?
Anna Burghard: An Lebensmitteln haben wir eigentlich alles, was man so braucht:
Honig, Grundnahrungsmittel wie Reis, ganz viele Gewürze – und Süßigkeiten. Natürlich haben wir auch Kaffee – eine ganz wichtige Sache bei uns.
Dazu haben wir auch das Kunsthandwerk. Da bieten wir zum Beispiel Taschen und Schals an. Was im Sommer immer schön ist, sind die Hängematten. Es gibt eigentlich alles, was das Herz begehrt.
Was ist das Besondere an den Produkten und dem Sortiment?
Anna Burghard: Was ich bei uns – und ich denke auch unsere Kunden – besonders wertschätzen, ist, dass sie von allem etwas bekommen können. Es ist jetzt nicht so, dass man hier nur Lebensmittel bekommt und dann für eine schöne, fair gehandelte Handtasche nochmal woanders hin muss.
Wir haben wirklich eine große Vielfalt, und die Menschen, die nur für Lebensmittel jede Woche hierherkommen, stöbern dann auch gerne mal bei den anderen Sachen und schauen, was sie noch so finden.
Nach welchen Kriterien wählt ihr das Sortiment aus?
Anna Burghard: Wir bemühen uns auf jeden Fall, auch den Geschmack von jüngeren Menschen miteinzubeziehen. Gerade was das Kunsthandwerk betrifft. Da bestellen wir dann auch ein paar Produkte, die vielleicht eher die jüngere Generation ansprechen.
Welche Produktart verkauft sich am besten?
Anna Burghard: Das ist schwierig. Das ist eigentlich jeden Tag, beziehungsweise jede Woche, anders.
Aber ich würde behaupten, das sind die Lebensmittel – und auf jeden Fall der Kaffee.
Wie geht ihr bei der Gestaltung des Verkaufsbereiches vor?
Anna Burghard: Das machen zwei Kolleginnen. Bei uns ist alles so ein bisschen aufgeteilt, es gibt zwei Kolleginnen, die die Lebensmittel bestellen, und zwei, die dann hauptsächlich das Schaufenster gestalten oder die Taschen anrichten. Da haben die Kolleginnen ein Auge dafür. So bleibt alles auch schön einheitlich. Da ist die Aufgabenverteilung wirklich ganz sinnvoll.
Wo wir gerade bei den Kunden sind: Wer besucht den „Weltladen“?
Anna Burghard: Wir haben natürlich unsere Stammkunden. Das ist generell etwas sehr Schönes, dass wir immer wissen, auf die können wir uns verlassen, die kommen jede Woche. Es gibt einige, die kommen jeden Samstag und holen ihren Kaffee oder ihren Orangensaft, das ist natürlich immer schön.
Generell haben wir so tolle Kunden. Gerade wenn wir an die Corona-Zeit zurückdenken; als ich nur Online-Unterricht hatte, habe ich mich so auf samstags gefreut, weil ich hier diesen Austausch mit netten Menschen hatte, die unsere Produkte und was wir machen wertschätzen – und das merkt man einfach.
Wie macht ihr auf den Weltladen aufmerksam?
Anna Burghard: Wir haben in unserem Team-Meeting, das einmal wöchentlich stattfindet, darüber gesprochen, wie wir neue Mitarbeiter erreichen können und da haben mich die Kolleginnen auch gefragt: ‘Sag mal Anna, wie bist du denn eigentlich auf uns aufmerksam geworden? Wie kommt eine Studentin darauf, im Weltladen zu arbeiten?’
Und da habe ich ihnen von dem Instagram-Aufruf berichtet, durch den ich auf den Weltladen aufmerksam geworden bin. Und dann haben wir zusammen gesagt: dann probieren wir das mal so – also Menschen über Social Media zu erreichen.
Also nutzt ihr auch Social-Media-Plattformen, um Aufmerksamkeit für eure gute Sache zu schaffen?
Anna Burghard: Ja, wir nutzen Social Media. Wir haben einen Facebook-Auftritt, und wir machen Beiträge und Story-Postings auf Instagram. Ich mache das momentan noch alleine und dann meistens nur samstags, also das kann man auf jeden Fall noch ausbauen.
Es ist jetzt zwar alles noch relativ neu für uns, aber darüber probieren wir darzustellen, wer wir sind und was wir anbieten. Damit hoffen wir jüngere, aber auch ältere Kundschaft zu erreichen.
Wo wir gerade von Social Media sprechen: Ich habe von Deiner Kollegin gehört, dass bei euch besonders viele ältere ehrenamtliche Helfer:innen tätig sind. Die älteste ehrenamtliche Helferin bei euch im Laden ist 85 Jahre alt. Wie versteht ihr euch untereinander? Gibt es Spannungen oder Probleme?
Anna Burghard: Nein, da gibt es überhaupt keine Probleme. Wir gehen alle respektvoll miteinander um und profitieren voneinander. Wir bekommen ja alle kein Geld für die ehrenamtliche Tätigkeit und da spürt man natürlich auch, dass da bei allen eine Passion dahinter steckt. Das macht nochmal eine ganz andere Dynamik.
Was ist für Dich das Beste am Weltladen?
Anna Burghard: Ich würde schon sagen, dass der Kontakt zu den Kunden eigentlich das Beste am Weltladen ist.
Es ist einfach ein Wohlfühlort für mich, besonders durch die netten Kolleginnen und die netten Kunden. Es macht einfach Spaß und man hat wirklich Lust hinzugehen.
Was wünschst Du Dir für den Weltladen und dessen Zukunft?
Anna Burghard: Auf jeden Fall, dass wir genauso gut weitermachen wie bis jetzt. Aber eben auch, dass das Konzept noch mehr Aufmerksamkeit bekommt und noch mehr Leute den Schritt in den Laden wagen.
Vielen Dank für Deine Zeit, Anna.
Weiterführende Informationen zum Weltladen-Konzept finden Sie in unserem Artikel „Der Weltladen – Für mehr Gerechtigkeit besser einkaufen“.