Kommentar: Wen Schokolade nicht glücklich macht

Über viele Jahre hinweg gab es einige gescheiterte Lösungsansätze, um Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste zu verhindern. Doch es braucht mehr Einsatz, um das Problem endgültig in den Griff zu bekommen.

Lesen Sie vorher den Beitrag: Die dunkle Seite der Schokolade: Kakao und Kinderarbeit in der Elfenbeinküste

von Johannes Rauch

Nicht nur Zartbitterschokolade hat eine dunkle Seite. (Quelle: Pixabay)

Kinderarbeit ist ein gewaltiges Problem auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste und anderer westafrikanischer Länder. Fast alle Kakaobäuer:innen verdienen viel zu wenig Geld für ein Produkt, das im globalen Norden teuer verkauft wird. Schlagt doch mal einem Vorstandsmitglied von Audi oder BMW vor, dass ihre Autos künftig für weniger Geld verkauft werden müssen, als sie in der Produktion ausgegeben haben. 

So läuft das nämlich in der Kakaobranche. Viele Kinder müssen auf den Plantagen ihrer Eltern oder von Bekannten mithelfen, weil diese sich schlichtweg keine anderen Arbeiter leisten können. Die Arbeit auf einer Kakaoplantage mag für manche vielleicht nicht schlecht klingen –  daraus wird schließlich irgendwann mal Schokolade. Tatsächlich weiß jedoch kaum ein afrikanisches Kind, wie Schokolade überhaupt schmeckt. Außerdem ist die Arbeit auf einer Kakaoplantage ein richtiger Knochenjob, der bei den meisten Kindern zu langfristigen körperlichen Schäden führt. Aber wie kann und sollte man gegen Kinderarbeit in der Kakaoproduktion vorgehen?

In der Vergangenheit gab es bereits vielversprechende Ansätze, die allerdings nicht zu Ende geführt wurden oder einfach nicht genug durchdacht waren. Die ivorische Regierung will schon lange Kinderarbeit registrieren, regulieren und beschränken. Das scheint aber gar nicht so einfach zu sein, wer hätte es gedacht. Am Ende des Tages kann nämlich niemand wirklich nachprüfen, ob Kinder auf einer Plantage arbeiten oder nicht, vor allem wenn es sich um einen Familienbetrieb handelt. Außerdem fehlen die Konsequenzen – wenn keine Sanktionen gegenüber dem Schokoladenunternehmen oder den Kakaobäuer:innen verhängt werden, was hält sie davon ab, weiter Kinder zu beschäftigen?

Im Wesentlichen geht es ja um Geld – wenn die Kakaobäuer:innen genug Geld für ihren Kakao bekämen, müssten sie keine Kinderarbeiter:innen beschäftigen. Faire Preise sind also die Lösung! Optimalerweise aber nicht die “fairen Preise” auf dem globalen Kakaomarkt. Denn die meisten Unternehmen finden eigentlich immer einen Weg, Fairness zu umgehen und sich einen Vorteil zu verschaffen. Idealerweise würde die Elfenbeinküste selbst den optimalen Preis für Kakao festlegen, damit es auch wirklich genug Geld für die Kakaobäuer:innen gibt. Noch besser wäre es, wenn die Elfenbeinküste den Kakao eigenständig weiterverarbeiten würde. Schließlich liegt hier die stärkste Wertsteigerung und der Profit bliebe im Land. So könnte das Geld dann am besten auf die einzelnen Stationen in der Produktion aufgeteilt werden.

Leider ist es bis dahin noch ein langer Weg, aber auf jeden Fall ein machbarer. Die Konsument:innen in Europa sollten sich eines auf jeden Fall bewusst machen: Ein Großteil der europäischen Kakaoimporte stammt von der Elfenbeinküste – und damit aus Kinderarbeit. Für ein Stück Schokolade wurden zahlreiche Kinder ausgebeutet. Der Produktname Kinder Schokolade erscheint unter dieser Prämisse zu gleichen Teilen treffend wie makaber. Schokolade zu boykottieren ist deshalb natürlich keine realistische Lösung, aber gibt es die überhaupt? Und können wir  – als globaler Norden, als EU, als Deutschland oder auch als Individuum – überhaupt etwas tun, um Kinderarbeit auf Kakaoplantagen zu beenden?

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