Unterwegs im multikulturellen Malaysia

Malaysia – Melanie ist eine Studentin mit einer Leidenschaft für Reisen und Marketing. Für ihr sechstes Semester begibt sie sich nicht nur in den Endspurt ihres Onlinekommunikation-Studiums vor dem Bachelor, sondern auch nach Kuala Lumpur in Malaysia. Dort ist sie internationale Studentin und Korrespondentin der Studieren Weltweit Kampagne des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Sie erlebt ein neues Land, eine neue Kultur und lässt uns von 23 Grad daran teilhaben.

Von Alisia Klöckner

Melanie entdeckt eine 23 cm lange Papaya.
(Quelle: https://www.studieren-weltweit.de/welt-erleben/melanie-malaysia/)

Futuristisch, modern, vielseitig – so beschreibt Melanie Kuala Lumpur. Seit März 2022 lebt sie in der Hauptstadt Malaysias auf dem Campus der Taylor’s University. Es ist aber nicht nur irgendein Campus. Die Taylor’s University gilt als beste private Universität Südostasiens und beherbergt nach eigenen Angaben bis zu 3000 internationale Studierende aus 80 verschiedenen Ländern. Als Melanie den Campus betritt, macht sie neue Erfahrungen. 

Wie bist du mit den Menschen in Malaysia zusammen gekommen? Was sind deine Erfahrungen?

Melanie: Malaysia ist ja sehr international. Aber eigentlich bin ich in so einer Blase hier in Taylors. Erstmal studieren hier hauptsächlich reiche Leute und es sind auch mehr internationale Studenten hier. Dadurch, dass ich selber Austauschstudentin bin, habe ich besonders viel Kontakt zu den anderen Austauschstudenten. Von meinen Kommilitonen kommen gar nicht so viele aus Malaysia. Auf der Straße begegnest du natürlich Malaien, jedoch habe ich nicht mit so vielen Kontakt. Die sagen hier auch immer “Rasse”. Das ist für die ein normales Wort. So zum Beispiel die “chinesische Rasse” und “indische Rasse” und die Malaien. Malaien und Malaysier sind nicht das Gleiche.

Was hat dich während deiner Reise überrascht?

Melanie: Viele in Deutschland dachten, ich lebe im Busch – oder dachten es, bevor sie Fotos gesehen haben. Oder, dass es hier streng muslimisch ist. In manchen Gegenden ist das auch so, da hast du aber einfachere Lebensumstände. Wenn du nach Kuala Lumpur guckst, sieht es in manchen Ecken aus wie in 2035. Außerdem gibt es überall Affen. Es ist ganz lustig, wenn zum Beispiel plötzlich einfach einer über die Autobahn rennt. In der Innenstadt direkt bleiben sie weg. Auch auf dem Campus haben wir keine Affen. Aber bei einer Freundin an einer anderen Uni waren sehr oft welche auf dem Campus. Die klauen dann auch das Essen und werfen Leute damit ab.

Oh, und manchmal gibt es Klopapier, manchmal nicht. Es spart Geld, keins zu benutzen. Der Wasserschlauch hängt immer da. Das ist Standard. An den konnte ich mich echt super gewöhnen. In den moderneren Gegenden gibt es aber oft Klopapier. Was auch manchmal das “Problem” ist: Die Toilette ist im Boden. Und dann musst du fragen, ob sie eine westliche Toilette haben.

Ein Schnappschuss, genau im richtigen Moment! Kuala Lumpur mit seinen Zwillingstürmen.
(Quelle: https://www.studieren-weltweit.de/welt-erleben/melanie-malaysia / Alina Pfeufer)

Leider geht es für Melanie bereits am 13. Juli wieder in die Heimat. Die Studentin dachte deshalb die letzten Wochen darüber nach, wie es wäre, den Aufenthalt für ein Semester zu verlängern. “Wenn ich länger geblieben wäre, hätte ich kein Stipendium bekommen”, sagt sie und meint damit das HAW International-Stipendium, welches vom DAAD vergeben wird. HAW steht für Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

Aber was ist der DAAD?

DAAD steht für den Deutschen Akademischen Austauschdienst und ist simpel gesagt ein Verein. Seit 1925 fördert er junge Akademiker:innen in über 100 Ländern mit Stipendien für Auslandsaufenthalte und bei der internationalen Vernetzung. Zudem unterstützt der DAAD die internationalen Aktivitäten deutscher Hochschulen durch Förderprogramme, Veranstaltungen und Fortbildungen.

So auch bei Melanie – sie bewarb sich beim DAAD und hoffte auf eine Zusage. Nach einiger Vorbereitung bewarb sie sich im Oktober 2021 und erhielt drei Monate später die Zusage. Nicht nur die Bewerbung für das Stipendium versendete Melanie, sondern auch eine für Studieren Weltweit. Das ist eine Plattform, über die Studierende im Ausland ihre Erfahrungen und Dialoge präsentieren und einen Einblick in das Leben während ihres Auslandssemesters geben. Geteilt werden die Erlebnisse größtenteils über Blogs. Der DAAD hat auch hier keinen unerheblichen Einfluss, denn Studieren Weltweit ist eine Initiative des Vereins. Studieren Weltweit selber sieht die Arbeit der Korrespondent:innen als Ehrenamt. Werfen wir noch einen kleinen Blick auf das Netzwerk mit Melanie.

Malaysia
Der Campus der Taylor’s University. (Quelle: https://www.studieren-weltweit.de/welt-erleben/melanie-malaysia/)

Wie lief es für dich mit Studieren weltweit?

Melanie: Bewerben geht immer zweimal im Jahr. Es wechseln dann halt die Korrespondenten. Wenn man ein Auslandssemester oder Auslandspraktikum im gewünschten Semester machen will, muss man sich ein paar Monate im Voraus bewerben. Die Mitarbeiter gucken sich an, welche Länder interessant sind. Zum Beispiel, wo wir noch keinen Korrespondenten hatten. Ich bin die Zweite in Malaysia. Wenn sie dich bzw. dein Vorhaben interessant finden, dann wird man angenommen. […] Ich schreibe also mehr oder weniger zweimal im Monat einen Blogartikel und poste dreimal die Woche auf sozialen Kanälen. Instagram ist ein Muss. Man kann sich den zweiten Kanal aussuchen. Ich habe noch Facebook und Twitter. Zusätzlich kann es sein, dass eine Challenge kommt, bei der dann alle Korrespondenten ein ähnliches TikTok machen oder ein “Instagram Takeover” machen sollen. 

Macht das Schreiben des Blogs Spaß?

Melanie: Ja, denn ich kriege zu jedem Blogeintrag Feedback. Da steht eine Redaktion dahinter. Es finden Vorbereitungstreffen statt. Die dauern drei Tage. Bei uns waren sie komplett online, deshalb waren sie extrem anstrengend. Über Zoom lernte ich die anderen Korrespondenten kennen.

Leben in Malaysia

Jede:r Korrespondent:in macht eigene lustige, komische und interessante Erfahrungen. Melanie erzählt auch von dem ärztlichen Test auf dem neuen Campus: ”Du musst einen ewig langen Fragebogen über deinen gesundheitlichen Zustand ausfüllen. Bei allen möglichen Krankheiten ankreuzen, ob du oder deine Eltern sie haben.” Der Fragebogen umfasst circa 20 Seiten und inkludiert sogar den letzten Menstruationszyklus. “Wenn es zu lange her ist, machen sie einen Schwangerschaftstest”, berichtet sie. 

Deutschland ist offenbar nicht der einzige Bürokratieliebhaber. Auch wenn Malaysia viel Positives zu bieten hat, gibt es auch einige Ecken und Kanten im Land. Die LGBTQ+-Community wird nicht vom Staat unterstützt. Homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen können mit bis zu 20 Jahren Gefängnis und Stockschlägen bestraft werden. Einwandern in Malaysia gestaltet sich auch sehr schwierig, da es strengere Einwanderungsbestimmungen als in den USA oder Kanada gibt. 

Doch was sind positive Aspekte?

Die Lebenshaltungskosten sind niedrig und die Technik, besonders in der Hauptstadt, ist fortschrittlich. Besonders Kuala Lumpur scheint in vielerlei Hinsicht der Zeit voraus zu sein.

“Für die Verwaltung, insbesondere der Universitäten, hat Malaysia deutlich früher als andere Länder der Region Qualitätsmaßstäbe nach internationalen Normen definiert und Strukturen eingeführt, die die Qualität sicherstellen”, berichtet die für Malaysia zuständige DAAD-Außenstelle und meint damit die Malaysian Qualifications Agency. Sie erklärt jedoch auch: ”Das Problem mit Verwaltungsprozessen ist mitunter die Dauer. Manches geht schnell, andere Prozesse dauern lange, sodass die geplanten Ziele gefährdet werden. Hintergrund dafür ist eine ausgeprägte hierarchische Top-Down-Struktur, wegen der Entscheidungen eben dauern können. Das ändert aber nichts daran, dass Malaysia in Sachen Verwaltung gut entwickelt ist.”

Eine bunte Welt

Wovon könnte sich Deutschland denn mal eine Scheibe abschneiden?

Melanie: Ich fand das mit der WhatsApp-Kontaktaufnahme der Dozenten und anderer Leute vom Campus schon leicht. Und ganz klar die Grab-App – da sie Essenslieferungen, Auto bzw. Uber mieten, Paketversand und so weiter vereint. In manchen Restaurants ist es auch so, dass man per App bestellt und bezahlt. Das mit dem Wetter 24/7 30 Grad Celsius ist auch sehr schön. Man braucht nicht den Wetterbericht anschauen und es gibt viele Pools (lacht). 

Durch die durchmischten Kulturen gibt es unterschiedliche Religionen, Kirchen, Moscheen, buddhistische und hinduistische Tempel. Sie feiern viele verschiedene Feiertage von verschiedenen Religionen. Ich habe das Gefühl, hier lebt ein bisschen eine Parallelgesellschaft, da es diese drei “Rassen” gibt. Und diese alle unter sich bleiben. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Toleranz viel mehr da ist als in Deutschland. Du kannst halt mit einer Kreuzkette rumlaufen, Chinese sein, oder ein Kopftuch tragen, aber es juckt die Leute nicht. In Deutschland ist es immer so: Kann eine Frau mit Kopftuch Dozentin sein? Kann sie Polizistin sein? Kann sie das und jenes sein? Muss der Staat neutral sein? Und so weiter. Hier habe ich das Gefühl, du darfst einfach sein. Du kannst zum Beispiel einen Bikini oder Burkini zum Schwimmen tragen und es wird keine Diskussion darüber geführt. Die Diversität wird auch mehr gefeiert. In Deutschland sind beispielsweise die meisten Feiertage christlich – hier dagegen von vier Weltreligionen. Dann hat man natürlich noch nationale Feiertage wie “Malaysia Day” oder der Geburtstag des Königs. Das ist irgendwie ein bisschen mehr multikulti.

5 Fakten über Malaysia

  • Die höchsten Zwillingstürme der Welt stehen in Kuala Lumpur – die Petronas Zwillingstürme.
  • Die Könige werden gewählt. Es besteht also eine Wahlmonarchie in Malaysia.
  • Malaien sind nicht gleich Malaysier. Die Malaien sind eine Ethnie, während unter “Malaysier” auch die Chines:innen und Inder:innen zählen.
  • Taman Negara –  so nennt sich der älteste Urwald der Welt mit beeindruckenden 130 Millionen Jahren.
  • Die Währung in Malaysia ist der Ringgit. Ein malaysischer Ringgit entspricht 0,22 Euro.

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