Im Fokus: Drei nachhaltige Kaffee-Organisationen

91 Prozent der Europäer:innen sind Kaffeetrinker:innen, das zeigt der YouGov European Coffee Consumption Report. In Italien und Spanien sind es sogar 95 Prozent der Bevölkerung. 23 Grad stellt drei Organisationen vor, die alle den gerechteren Anbau des Kaffees in Ländern des globalen Südens fördern.

von Jasmin Eigl

(Quelle: unsplash.com)

Urwaldkaffee

Die deutsche Organisation Urwaldkaffee verkauft Kaffee an Privatkunden. Die Bohnen stammen aus den Regionen Kogi Teyuna, Arhuaco, Paez und Yunguillo in Kolumbien, Anfiloo in Äthiopien, Craigmore in Indien, Belo Horizonte in Brasilien und Llamapetec in El Salvador.

Oliver Driver gründete die Urwald-Kaffee GmbH 2014. Schon in ihrem ersten Jahr konnten sie 47 Tonnen kolumbianischen Rohkaffee nach Deutschland einführen. Heute betreiben sie zwei Geschäfte in Köln, in denen etwa 100 Händler und Cafés einkaufen. Ihr erstes eigenes Café namens „Café Kogi“ eröffneten sie 2017 ebenfalls in Köln. Dort arbeiten 14 Teil- und Vollzeitbeschäftigte. Zusätzlich führen sie einen Onlineshop für Privatkunden. Oliver Driver selbst mag Reisen sowie die Konzeption und Entwicklung von Projekten. Bei einem Treffen mit den Schamanen der Kogi, einem indigenen Volk im Norden Kolumbiens, rückten die Schamanen nicht mit der Sprache raus, was ihre Geheimnisse seien. Sie suchten einen Handelspartner für ihren eigens hergestellten Kaffee, um ihre Bohnen auch außerhalb Kolumbiens zu verkaufen. Der Unterschied zu anderen Kaffeeröstereien in Deutschland und Urwaldkaffee sind die persönlichen Kontakte, über die sie an Kaffee gekommen sind. Driver suchte zu Beginn keinen neuen Trend der Fermentation. Doch durch die Kogi fand er den Spitzenkaffee der Kaffebäuer:innen.

Sein Team liefert beste Qualität und erreicht wichtige Ziele für die Kulturen in den jeweiligen Ländern. Sie werben mit dem “nachhaltigsten Kaffee der Welt”, der in Zusammenarbeit mit Einheimischen entsteht. Dem Team ist es nach eigenen Angaben wichtig, die Spiritualität und Kultur der Völker sowie die Erhaltung ihrer eigenen Sprachen zu bewahren. Das Beispiel der Kogi macht deutlich, dass Urwaldkaffee ihre Handelspartner:innen so leben lässt, wie diese es wollen. Die Kogi leben schon seit Jahrhunderten nach ihren Vorstellungen und erhalten ihre Traditionen. Sie bezeichnen sich selbst als die Hüter der Erde.

Solidaridad

In Kolumbien und Peru hat Solidaridad bereits insgesamt 10.000 Bäuer:innen mit effizienteren Methoden im Anbau des Kaffees weitergeholfen. Solidaridad ist eine international arbeitende Organisation, die Arbeiter:innen auf der ganzen Welt hilft, ihre Produkte im Einklang mit der Umwelt zu produzieren. Außerdem hat die Organisation ein Programm entwickelt, das die Wechselwirkung zwischen niedrigen Emissionen und niedrigen Kosten berücksichtigt.

Zudem berücksichtigen sie Messungen des CO2-Fußabdrucks und sparen, nach eigenen Angaben, Wasser. Ihr Programm übertragen sie auch auf den Anbau von Kakao, so Solidaridad. Das Modell wird zudem in der Bananenproduktion in Kolumbien und Peru eingesetzt. Mithilfe von Organisationen wie dieser können die Landwirt:innen in Kolumbien ihr Wissen erweitern, so säen sie neue Pflanzen im Schatten und lassen Unkraut wachsen, ohne eine zusätzliche Belastung für die Erde zu schaffen. Die Kaffeebäuer:innen teilen sich als Nachbarn Geräte, die ihnen Solidaridad zur Verfügung stellt. Gemeinsam kämpfen sie gegen den Klimawandel, sie und ihre Familien leiden vor allem unter der globalen Erwärmung.

In der Kirschen reifen die einzelnen Kaffeebohnen heran (Quelle: unsplash.com)

Coffee Circle

Coffee Circle aus Berlin wurde 2010 gegründet und sammelt Spenden, die sie in Projekte in den Anbauregionen des Kaffees stecken. Kaffee-Genießer spenden ihr Geld an den Coffee Circle. Der Circle hat bereits wohltätige Projekte in Kolumbien, dem Kongo und in Äthiopien gefördert. Ursprünglich wollte er nur den Kaffee-Anbau mit Spenden von Geldgebern fördern. Der Coffee Circle verkauft außerdem selbst Kaffee im eigenen Onlineshop, der in den Gebieten der Empfänger der Spenden wächst. 

In Äthiopien haben sie die Farmer:innen vor Ort im Qualitätstraining ausgebildet. Mithilfe dieses Qualitätstrainings können sie selbst ihre Bohnen teurer in Äthiopien verkaufen. Über einen längeren Zeitraum können sie mit dem Training des Coffee Circles ihre eigenen Löhne für das Pflücken des Koffein-Boosters steigern.

Mit einem Euro pro verkauftem Kilo ihres Kaffees hat Coffee Circle Kaffeebäuer:innen und ihren Familien im Kaffeeanbau unterstützt. Zudem hilft der Coffee Circle den Einheimischen bei der Verbesserung der Qualität ihres Kaffees. Ihre Filterkaffeeröstung “Buna Dima” verkaufen sie für 10,90 Euro, 31,14 Euro kostet ein Kilo dieser Sorte. 340.000 Euro sind in der Zeit von 2017 bis 2020 nach Jimma in Äthiopien geflossen.

Vor dem Engagement des Coffee Circles waren die Menschen in der Region Jimma nicht geschult, das Potenzial in ihrer Heimat in Anbauhöhe, Bodenqualität und Klima effektiv zu nutzen. Jimma eignet sich durch diese Gegebenheiten optimal für den Anbau von Kaffee. Die Bäuer:innen aus den einzelnen Woredas schlossen sich zu Kooperativen zusammen. Gemeinsam nutzen sie bis heute die zentrale Aufbereitungsstation und haben im Kollektiv einen verbesserten Marktzugang. Doch der Klimawandel erschwert auch die Arbeit und die Lebensbedingungen der Bäuer:innen.

Im Februar 2018 konnten die ersten Bohnen in Jimma geerntet werden. Der Geschäftsführer Martin Elwert und der Röster Hannes Fendrich verschafften sich vor Ort ein Bild des Kaffees. Sie stellten erste Verbesserungen fest. In Mana und Goma hat der Coffee Circle zwei Baumschulen für den nachhaltigen Kaffeeanbau eröffnet. Für die Gärtnereien hat der Circle Lagerhallen gebaut. Dort wachsen neben den Kaffeepflanzen auch weitere Baumarten. Diese Bäume nutzen die Einheimischen als Schattenspender, für ihre Landwirtschaft oder zur Aufforstung.

5 Fakten zu Kaffee

– Kaffee wächst als Kirsche an Bäumen in Ländern des Globalen Südens.
– Das indigene Volk der Kogi lebt in Kolumbien und baut Kaffee in ihrer Heimat an, auf einer Fläche so groß wie das Saarland.
– Ein Drittel des weltweit gehandelten Kaffees stammt aus Brasilien, dem global größten Kaffeeproduzenten.
– Deutschland ist der größte Importeur äthiopischen Kaffees.
– Grüner Kaffee ist reich an Chlorogensäure, die beim Abnehmen helfen soll.

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